Nun ist der ganze Trubel schon fast wieder eine Woche vorbei und ich komme und komme einfach nicht zum Schreiben. Dabei wollte ich doch noch so viel erzählen. Aber gerne busy und arbeitstüchtig wie ich es bin, fühlte ich mich absolut verplichtet Montagmorgen ins Büro zu gehen. Denn nach zwei Wochen berlinalebedingter Abwesenheit wollte ich auch gern mal wieder etwas weniger körperlich und etwas mehr geistig arbeiten.
Abends gab es die jährliche Berlinale-Endparty meiner Firma (bei der offiziellen Berlinale-Abschluss-Party der Berlinale-Mitarbeiter dürfen wir -als Fußvolk- schon seit Jahren nicht mehr teilnehmen) im Kato, bei der uns immerhin ein Getränk spendiert wird und wir bis um vier tanzen können. Dabei habe ich mal wieder festgestellt, wie viele unglaublich gutaussehende junge Menschen dabei in einem Club auftauchen. Unter den Uniformen ist einem das immer gar nicht so bewusst, aber in Zivil schlagen wir als Firma schönheitsmäßig jede Filmparty. Denn: Wir brauchen nicht so viel Make-Up, das bröckeln könnte und müssen unsere trägerlosen Kleider nicht permanent hochziehen, weil wir nix haben, worauf die sitzen können.
Am Mittwoch war ich dann krank. Genau so wie man das immer sagt. Stress abgefallen, blablabla, Grippe angeschlagen. Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, verrotzter Kopf, Magenschmerzen. Den ganzen Tag geschlafen und mir Obstsalat und Brötchen kaufen lassen, die ich dann doch nicht essen mochte und stattdessen selbst mit einer Tasse Kamillentee stundenlang gekämpft. Nicht schön! Aber glücklicherweise brauchte ich wenigstens das rote Plastikeimerchen nicht, das mir mein Mitbewohner aus seinen Krankheitstagen zuvor wärmstens für "neben dem Bett" empfohlen hat.
Na ja, irgendwie kein Wunder, dass man krank wird, nach einer vorletzten Schicht wie der am Samstagabend/na ja Nacht. Wirklich zum Abgewöhnen. Bis zwei Uhr morgens war es okay. Wir hatten Spaß hinter dem Tresen, fanden alles ganz furchtbar aufregend, haben geguckt, ob wir wen kennen, und die Namen dann doch nicht gewusst und sind zwischendurch in zivil über den roten Teppich nach draußen geschlendert, um das eine oder andere L'Oreal-Täschchen abzugreifen, das uns die Damen im Abendkleid mal wieder nicht geben wollten, wenn wir uns in Uniform präsentierten.
Als dann die erste Berlinaletasche unauffindbar war und kurz darauf die zweite, war es mit der tollen Stimmung dann vorbei. Der Franzose fing an rumzuschreien und wir fingen an, uns schlecht zu fühlen und bemitleideten uns selbst, weil wir so viel zu tun hatten, den armen Franzosen, weil sein Portmonnee in der Tasche war und er nicht wusste, wie er ins Hotel kommen sollte und unseren Koordinationsbüroleiter, weil er auf französisch angeschrieen wurde. Ich muss sagen, ich verstehe leider noch mehr auf dieser Sprache, als es mir in dem Moment lieb war.
Ebensowenig lustig waren die total besoffenen Gäste, die uns blöd angelaberten oder in knallrot auf den Teppich kotzten.
Irgendwie kann ich mich an eine solch ätzende Schicht in den Vorjahren nicht erinnern. Irgendwie bin ich der festen Überzeugung eine große Abschlussparty im Adagio hat es früher nicht gegeben. Da sind immer als Gewinner und Jurymitglieder zum Bärendinner ins Borchardts abgehauen, wie dieses Jahr auch und alle anderen sind nach Hause gegangen oder haben woanders gefeiert, zumindest nicht direkt vor meinem Garderobentresen.
Na ja, am letzte Tag konnten wir dann in Ruhe chillen, uns gegenseitig auf dem roten Teppich fotografieren und dabei feststellen, was das für ein furchtbares Licht ist, das einen total grauenvoll aussehen lässt und bis zum nächsten Jahr verabschieden. Zwar war der eigentliche Plan meinerseits, dass ich bis nächstes Jahr durch den Erwerb der Magisterwürde ein großer Star der Presswelt geworden sein werde, aber irgendwie habe ich so die Befürchtung, dass das nicht klappen wird.
Sollte ich also nicht bis Februar nächsten Jahres meine rote Weste gegen eine dunkelblaue getauscht haben, um die VIPs statt am roten Teppich über den Wolken zu bedienen, werde ich wohl an gleicher Stelle im gleichen Outfit für den gleichen Lohn wieder stehen. Das ist zwar zum Heulen, aber immerhin bin ich nicht die einzige. Wenn man sich in der Kantine in einer unserer Pausen umgehört hat, wie viele der Kollegen bereit einen Magistertitel oder ein Diplomzeugnis zu Hause haben, fragt man sich echt, was falsch läuft.
Immerhin haben Johanna und ich uns fest vorgenommen, in wenigen Jahren entweder als akkreditierte Journalistinnen oder als Teil eines internationalen Filmteams (Produzentinnen, Regisseurinnen, können wir alles!) über den Teppich zu laufen, statt mit dem Kleiderbügel daneben zu stehen.
So lange wir daran noch glauben, ist ja die Hoffnung nicht verloren!
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1 Kommentar:
Die Hoffnug stirbt zuletzt.
Im Ernst: ich drücke ganz fest meinen dicken Daumen, daß Du im nächsten Jahr vor und nicht hinter dem Tresen stehst und die Sternchen interviewst. Und ich kaufe mir dann extra diese Ausgabe der GalaBuntenLauraSternoderWasWeißichnicht Blättchen.
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