Dienstag, 16. Februar 2010

Kurzer Zwischenbericht

Es ist Dienstagnachmittag und ich habe inzwischen dreizehn Filme in vier Tagen geguckt. Eigentlich wollte ich gestern einen Rekord von vier Filmen am Tag aufstellen, habe es aber nicht geschafft, weil ich vor der Spätvorstellung des französischen Roadmovies "Plein Sud" kopfschmerz- und müdigkeitsbedingt schlappgemacht habe. Als ich nach Hause kam und meine Mitbewohner versammelt am Küchentisch fragten, wie viele Filme ich heute gesehen habe, fühlte ich mich dann ganz schlecht und meinte: "Leider nur drei." Daraufhin meinten alle vier Mitbewohner, dass drei Filme am Tag doch wirklich mehr als genug seien. Ist es? Ich habe jegliches Gefühl für so was verloren... Ich stehe morgens einfach in aller Frühe auf, reihe mich in die laaaaaaange laaaaange Schlange der Menschen mit Brötchentüte, coffee to go und Berlinaletasche ein und stehe eine halbe Stunde in der Kälte an, um mir meine Tickets zu holen. Gestern war ich danach noch kurz zweieinhalb Stunden im Büro, heute habe ich das mir und den anderen gespart. 

Stars sehe ich aufgrund der Tätigkeitsverschiebung viel weniger und aus viel größerer Ferne als in den Vorjahren... Ich sehe sie jetzt einfach wie alle anderen im Kinosaal auf der Leinwand, auf der das Geschehen auf dem roten Teppich draußen übertragen wird. Oder aber nach der Vorstellung auf der Bühne, aber da geh ich meistens schon raus aufs Klo... Immerhin hat Lars vorgestern Leonardo DiCaprio gesehen. Und ich weiß seit der Shooting Stars Verleihung gestern Abend, dass Loretta Stern ziemlich schwanger ist. Als der französische Kulturminister seine Rede hielt, habe ich ein kurzes Nickerchen gemacht, um fit für die norwegische Komödie zu sein.

Wer hätte gedacht, dass Filme gucken so anstrengend und kräftezehrend ist. Früher hätte ich die Gäste, die mir an der Garderobe vorgejault haben, wie fertig und müde sie sind, am liebstem eine  Berlinaletasche über den Kopf gezogen, aber jetzt weiß ich es besser!

Samstag, 13. Februar 2010

Auf der Suche nach Burghart Klaußners Mantel

So, zwei Stunden geschlafen - da nehme ich mir noch kurz die Zeit, meine Lieblingsgeschichte von Donnerstagabend zu erzählen, bevor ich einkaufen gehe (ich nenne an dieser Stelle den Namen des Supermarktes absichtlich nicht, da ich ihn abgrundtief HASSE und eigentlich boykottieren möchte, aber immer zu faul bin, eine Ecke weiter zu gehen), damit ich in den nächsten Tagen auch mal etwas anderes esse als das Bagel & Coffee Menü tall mit fettarmem Caffee Latte und getoastem Italian Bagel.

Also: Wie vielleicht manche von euch wissen, war derjenige deutsche Schauspieler, den ich seit meiner ersten Berlinale 2006 (das war, bevor ich einen Blog hatte) am meisten mochte, Burghart Klaussner (das heißt nicht, dass ich mir je merken werde, wie sich sein Name schreibt), weil er der allerletzte Gast war, der die Party verließ und dafür fünf Euro Trinkgeld gab.

Auch vorgestern war Burghart Klaußner wieder auf der Party, ging aber einige Stunden früher, so gegen zwei. Er kam zum Tresen, fummelte in seiner Brieftasche rum und suchte seine Marke. Während ich drei andere Mäntel aus dem chaotischen und schweinekalten Garderobenzelt holten, suchte und suchte und suchte er, versuchte, mit seinem schwarzen iPhone seine Begleitung (Jana) anzurufen und blieb in beiden Dingen erfolglos. "Scheiße, ich habe meine Marke verloren." Bei jedem anderen Gast hätte, hätte ich mit den Augen gerollt, mich weggedreht und den nächsten bedient. Aber nicht bei meinem Berlinaleliebling (neben dem Regierenden Bürgermeister versteht sich). Da blieb ich nett und freundlich: "Sind Sie sich denn ganz sicher, dass Sie Ihren Mantel HIER abgegeben haben?" - "Ja!" - "Es gibt heute Abend aber drei Garderoben... Hatten Sie eine weiße Marke?" - "Ja, sie fing mit 5000 an." - "Gut, das ist hier. Wie sieht ihr Mantel denn aus? Lassen Sie mich raten, er ist schwarz?" - "Ja, schwarz, mit schwarzen Streifen." - "Ok, kommen Sie mal mit."

Also habe ich zehn Minuten mit Burghart Klaussner im kalten Garderobenzelt auf der Suche nach seinem schwarzen Mantel mit schwarzen Streifen verbracht. "Welche Marke ist das denn?" - "Weiß ich nicht!" - "Mmmh." - "Der hängt neben dem Mantel meiner Begleitung." - "Und wie sah deren Mantel aus?" - "Weiß ich nicht. Mmmm. Neeee, ich weiß nicht, was Jana anhatte. Ich probier nochmal sie anzurufen....Geht nicht ran." - "Hatten Sie noch einen Schal dabei?" - "Ja." - "Ok. Ist es dieser hier?" - "Nein, die Streifen sind viel dezenter."

Tja, unter 1.000 überwiegend schwarzen, sehr eng gehängten Mänteln einen völlig unbekannten schwarzen Mantel mit fast unsichtbaren schwarzen Streifen zu finden, ist keine leichte Aufgabe. Also habe ich es irgendwann mehr oder weniger aufgegeben und nur noch aufgepasst, dass Burghart Klaußner nicht unbeaufsichtigt, fremde Mäntel klaut. Er wurde auch immer nervöser: "Scheiße, jetzt suche ich schon gar nicht mehr systematisch. Wenn ich nicht systematisch suche, kann ich ihn auch nicht finden..." 

Also ging er Reihe für Reihe durch und fand ihn. Schwarz mit dezenten schwarzen Streifen, einem Brillenetui in einer Manteltasche und einem Schlüsselbund mit grüner Kugel in der anderen.

Trinkgeld gab's dieses Mal leider nicht. Denn in gewisser Weise hat er den Garderobierenjob ja selbst übernommen.

Keine Zeit

Ich brauche ein iPhone. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das je sagen würde, aber doch: Ich brauche ein iPhone (Burghard Klaussner hat übrigens auch eins, ein schwarzes). Sonst kann ich Maikes Gefallen nicht nachkommen und was von der Berlinale erzählen. Denn ich weiß nicht, wann ich das machen soll. Ich habe gestern völlig überstürzt das Haus verlassen, um in letzter Minute in die 16 Uhr-Vorstellung von "Howl" im Berlinalepalast zu kommen und habe ihn um kurz vor zwei (morgens) noch vor dem Abspann von "My name is Khan" wieder verlassen. Zwischendurch war ich zwei Mal mit Jan bei McDonalds (ja, Jan und ich sind ganz besorgt, dass wir während der Berlinale ganz doll zunehmen und uns die Kollegen nach den zehn Tagen im Büro auslachen, weil wir so dick geworden sind - und nein, mein Blog wird leider nicht von McDonalds gesponsort, auch wenn der Name dauernd auftaucht...aber vielleicht könnte ich ja mal anfragen...) Danach bin ich tot zu Lars ins Bett gefallen, der trotz einer Doppelschicht schon zweieinhalb Stunden vor mir zu Hause war. Wer hätte gedacht, dass Akkrediertsein so anstrengend ist... Heute Morgen bin ich wieder um halb acht mit Lars aufgestanden, um völlig verpennt zum Potsdamer Platz zu fahren, mich in eine laaaaaaaaaaaange Schlange in der Kälte zu stellen, Tickets zu holen und anschließend (naaaaaaa, wer kann's raten....?) bei McCafé zu frühstücken.

Nun bin ich zurück zu Hause und gönne mir noch ein bisschen Schlaf, bevor es wieder los geht ins Kino.

Freitag, 12. Februar 2010

Wie ein Wiedersehen mit alten Freuden

Ach, ich hab sie doch alle schon gesehen. Was bin ich da abgebrüht. Spannender wird's wohl nicht mehr. Irgendwie scheint es eine Gruppe von deutschen Schauspielern (und einem Bürgermeister zu geben), die ich jedes Jahr an der Garderobe treffe und andere gibt es entweder nicht oder ich erkenne sie nicht: Burghart Klaußner, Robert Stadlober, Meret Becker, Olivia Jones und natürlich Wowi, der mich jedes Jahr so freundlich anlächelt, dass ich für einen kurzen Moment überlegen muss, ob wir uns kennen.

Außerdem gibt es eine Gruppe von Leuten, die ich jedes Jahr auf den Berlinaleparties sehe und jedes Mal wieder überlege, ob sie nun berühmt sind oder nicht. Inzwischen kommen sie mir einfach so bekannt vor, weil ich sie schon so viele Jahr an der Garderobe bedient habe, dass ich niemals mehr rausfinden werde, ob ich sie doch aus dem Fernsehen kenne oder nicht.

Nach fast neun Stunden völligen Chaos' an der Garderobe im Café Moskau mit dem mickrigsten Trinkgeld ever, habe ich bis eben geschlafen, mir ein reichhaltiges Frühstück gemacht und werde mich nun zum Potsdamer Platz auf machen, um den Drei-Premieren-Marathon zu starten. Ach, was bin ich busy und important.


Donnerstag, 11. Februar 2010

Berlinale is back

Auf Maikes Wunsch hin wird dieser Blog reaktiviert!
Ich weiß zwar noch gar nicht, was ich schreiben will, da ich ja dieses Jahr nicht mehr als VIP-Garderobiere unterwegs sein werde, sondern hollywoodmäßig (oh yes, a real Cinderella-Story von der Garderobiere im Pepita zur akkreditieren Fachbesucherin in less than five years) aufgestiegen bin, aber im Notfall poste ich einfach die angefangenen Einträge vom letzten Jahr, die noch nicht veröffentlicht sind: Merkt eh keiner. Ich ersetze einfach VW durch BMW und es wird schon halbwegs stimmen.

Sonst hat sich nicht viel geändert: Es ist wieder viel zu kalt (ich hab's gesagt, ich habe Pablo prophezeit, dass es zur Berlinale IMMER kalt ist), um in Stilettos und kurzen Kleidchen über den Potsdamer Platz zu hüpfen (und es wird sich wieder niemand darum kümmern). Die verrückten Cineasten campen immernoch bzw. wieder vor dem Ticketverkauf in den Potsdamer Platz Arkaden. Die Outfits des Abenddienstes sind immer noch rot. Die Einsatzleiter haben immer noch komische Diensthandys. Bei McDonalds gibt es für Berlinalemitarbeiter wieder 10 Prozent. Und somit ist auch schon klar: Ich werde am Ende der nächsten Woche so viel Mocha im McCafé getrunken haben, dass ich erstmal vier Wochen keinen Kaffee mehr sehen, riechen oder trinken mag. -> Same procedure as every year!

Mit der klitzekleinen Ausnahme, dass ich mit Ausnahme des heutigen Abends auf der anderen Seite des Garderobentresens stehe und nicht die Leute dafür anmeckern werde, dass sie keine Getränke mit in den Saal nehmen dürfen, sondern der meckernde Gast sein werde, der sich beschwert, dass er seine Wasserfalsche an der Garderobe abgeben muss. Aber ich habe einen klaren Heimvorteil, weiß, dass kleine Taschen an der Saaltür nicht mehr kontrolliert werden und werde meine Flasche schon reingeschmuggelt kriegen.

Die Ausnahmesituation in Berlin hat begonnen. Sobald man den Potsdamer Platz betritt, sieht und spürt man es. Das ist schon cool. Jan und ich haben gestern unsere Akkreditierungen abgeholt. Und die Taschen natürlich, die heiß begehrten hässlichen stinkigen Taschen. Noch nie war es so leicht, an die Tasche zu kommen. Einfach 100 Euro bezahlt und zack wurde sie mir gegeben. Toll!!!

Der erste Berlinalemorgen als Akkreditierte hätte auch nicht besser verlaufen können. Statt wie Jan in aller Herrgottsfrühe aufzustehen, um an den Potsdamer Platz zu fahren, bin ich mit dem Rest der WG um 8 Uhr aufgestanden. Kein Stress! Es hat völlig gereicht, um die Wunschtickets für morgen zu bekommen. Es ist natürlich von Vorteil, wenn man dort die Einsatzleitung kennt und galant zum nächsten freien Counter geführt wird.
Danach gab's dann natürlich Frühstück bei McCafé mit Lars und Tomek, wobei ich gleich mit einem Bildjournalisten von Reuters ins Gespräch gekommen bin. Ja, so ist das auf der Berlinale.

So, nun werde ich mich mal ins Pepita werfen und ins Café Moskau fahren, um acht Stunden lang die Mäntel, Berlinaletaschen und L'Oreal-Tütchen der deutschen B und C Prominenz zu verwalten. Acht Stunden! Da kann ich ja nur drüber lachen. Letztes Jahr waren es 14! Allerdings bin ich letztes Jahr auch nicht um acht Uhr aufgestanden...